Osteopathie ist eine ganzheitliche Heilmethode, die den individuellen Menschen als Einheit in den Mittelpunkt stellt. Osteopathie ist zugleich „Behandlung“ im wörtlichen Sinn: Der Therapeut oder die Therapeutin arbeitet nur mit den eigenen Händen. Um Selbstheilungsprozesse in Gang zu setzen und den Körper wieder in ein Gleichgewicht zu bringen, verfolgt der Osteopath das Ziel, durch präzise Grifftechniken Funktionsstörungen aufzuspüren und sanft zu korrigieren.
Osteopathie die ganzheitliche Behandlungsform
Das wichtigste „Arbeitsinstrument“ des Osteopathen oder der Osteopathin sind die eigenen Hände: Sowohl die Diagnose als auch die Behandlung verschiedener Beschwerden erfolgt rein manuell, ohne Einsatz von Geräten oder Medikamenten. Das erfordert zum einen fundierte Kenntnisse über die anatomischen Strukturen im Körper und deren Funktionsweise. Andererseits benötigt der Therapeut auch eine geschulte Wahrnehmungsfähigkeit über seinen Tastsinn, um die individuellen Besonderheiten jedes Patienten im Wortsinn zu „erfassen“.
Die drei Pfeiler der Osteopathie
Das Behandlungssystem der Osteopathie beruht auf drei Grundannahmen:
- Der menschliche Körper stellt eine untrennbare Einheit dar.
- Struktur und Funktion sind wechselseitig voneinander abhängig.
- Der Körper besitzt die Fähigkeit, sich selbst zu heilen.
Was bedeutet das konkret? Unser Körper besteht aus einer Vielzahl von Strukturen: Muskeln, Knochen, Sehnen, Faszien und innere Organe verbinden sich zum individuellen Organismus, der in seiner Gesamtheit nach einem inneren Gleichgewicht strebt. Tritt an einer Stelle eine Störung auf, so hat das unweigerlich Auswirkungen auf das Gesamtsystem. Aus diesem Grund zeigen sich Krankheitssymptome oft an entfernten Körperstellen, die mit dem ursprünglichen Auslöser scheinbar nicht in Verbindung stehen. In der Osteopathie geht es daher immer um den Patienten als Ganzes, nicht um bestimmte Körperregionen oder einzelne Beschwerden.
Die einzelnen Strukturen übernehmen im Körper verschiedene Funktionen: So bilden die Knochen ein festes Stützskelett, die Muskeln wiederum ermöglichen Bewegungen der Knochen. Erst durch ihre Funktion erhalten die Strukturen ihren „Sinn“ im Gesamtsystem. Ist diese Funktion eingeschränkt, so verändern sich auch die Strukturen selbst: Beispielsweise bilden sich Muskeln zurück, wenn sie lange nicht gebraucht werden.
Da Bewegung eine grundlegende Eigenschaft des Lebens ist, äußern sich Funktionsstörungen häufig als Einschränkungen in der Beweglichkeit. Mit der Zeit bilden sich Spannungsketten, die der Körper zunächst zu kompensieren versucht. Gelingt das nicht mehr, so sind Schmerzen und andere Beschwerden die Folge.
Wichtig zu wissen ist, dass neben den wahrnehmbaren Gelenkbewegungen auch feine, unbewusste Bewegungen im Körper stattfinden, wie etwa Atem und Herzschlag. Unsere inneren Organe sind ständig aktiv: Allein die beiden Nieren legen durch das Atmen mit dem Zwerchfell eine Wegstrecke von jeweils ca 600 Meter pro Tag zurück, d.h. insgesamt 1,2 km. Ist die Beweglichkeit der Organe gestört, so werden Austauschprozesse des Stoffwechsels gestört. Der Stoffwechsel ist nicht mehr im Fluss: Es kommt zum Stau.
Vergleichen wir einen gut funktionierenden Stoffwechsel mit einem Gebirgsbach: Er ist ständig in Bewegung und wird mit frischem Wasser gespeist. In diesem gesunden Milieu kann sich nichts stauen.
Im Gegensatz zu einem Tümpel, hier steht das Wasser. Es entstehen Fäulnis und Krankheiten. Man sagt: „Es kippt“, ein idealer Nährboden für Krankheiten ist geschaffen.
Für den menschlichen Körper übersetzt bedeutet dies genauso, dass ein gut funktionierender Austausch und Fluss eine Grundvoraussetzung für Gesundheit ist
Durch das geordnete Zusammenspiel aller Funktionen versucht der Körper ein dynamisches inneres Gleichgewicht aufrecht zu erhalten. Dieses Gleichgewicht nennen wir Gesundheit. Wird es durch äußere oder innere Einflüsse gestört, so reagiert der Körper prompt und gezielt darauf: So werden Krankheitserreger durch das Immunsystem abgewehrt und Wunden durch die Blutgerinnung verschlossen. Die Fähigkeit, das innere Gleichgewicht nach Störungen wieder herzustellen, bezeichnen wir auch als Selbstheilungskräfte des Körpers.
Ziel der osteopathischen Behandlung
Bei der osteopathischen Behandlung verschafft sich der Therapeut zunächst ein genaues Bild von den strukturellen und funktionellen Störungen, die zu dem individuellen Beschwerdemuster geführt haben. Durch präzise manuelle Techniken versucht er anschließend, die Körperfunktionen wieder in ein Gleichgewicht zu bringen. Im Vordergrund steht dabei die Lösung von Bewegungseinschränkungen, die eine Struktur in ihrer Funktion beeinträchtigen. Ziel ist es, dass der Körper seine Selbstregulationsfähigkeiten wieder ungehindert ausüben kann. Der Osteopath oder die Osteopathin unterstützt durch die Behandlung also nur, wonach der Körper ohnehin strebt: Sich selbst zu heilen.
Osteopathische Therapieformen
Die manuellen Techniken der Osteopathie lassen sich in drei Hauptgruppen unterteilen:
- Parietale Osteopathie
- Viszerale Osteopathie
- Craniosakrale Osteopathie
Parietale Osteopathie:
Die Osteopathen unterscheiden zwischen Hülle und dem Inhalt im Körper. Die Hülle besteht aus Gelenken, Muskeln, Sehnen, Bändern, Faszien.
Die parietale Osteopathie sucht Störungen in den einzelnen Strukturen des Bewegungsapparates. Durch gezielte Handgriffe und spezielle manuelle Techniken versuchen wir Osteopathen diese manuell zu beseitigen. Das erfordert von uns Osteopathen ein fundiertes Wissen über die Strukturen und Funktionen des Bewegungsapparates. Denn häufig ist der Ort der Symptome nicht identisch mit dem Ort der Ursache. Zum Beispiel kann ein blockierter Halswirbel zu Schwindelgefühlen oder Ohrgeräuschen führen.
Viszerale Osteopathie:
Die Viszerale Osteopathie bezieht sich auf den Inhalt des Körpers, d. h. die inneren Organe, sowie ihre umgebenden Strukturen.
Die Organe sind durch Bindegewebe miteinander verbunden. Die meisten Organe werden vom Bauchfell umhüllt. Innerhalb dieses lockeren Verbundes sind sie beweglich. Z.B. kann jeder die Atmung der Lunge mit Ausweitung des Brustkorbs (Thoraxraum) fühlen, indem man die Hand auf den Brustkorb legt. Jedes Organ mit seiner Umhüllung bewegt sich individuell.
Auch innerhalb der Organen kann durch Narben oder Entzündungen zu Bewegungseinschränkungen kommen. Langfristig entstehen dadurch Verspannungen oder Verklebungen, die wiederrum zu chronischen Überlastungssymptomen führen. Folgen können sein, eine Senkung von Blase oder Niere, mit Auswirkungen wie Menstruations- und Zyklusstörungen bis hin zu einer Inkontinenz. Durch sanfte manuelle Behandlung wird deren freie Beweglichkeit im Bauch- und Brustraum wiederhergestellt.
Die Organe mit ihrer umhüllenden Struktur sind mit dem knöchernen Gerüst in Kontakt. Spannungen von den Umhüllungen der Organe können auf einen Wirbel übertragen werden. Es ist logisch: Den Wirbel kann man so oft wie man möchte wieder einrenken, er wird immer wieder „heraus springen“, denn die Ursache ist nicht beseitigt.
Durch gezielte Handgriffe wird die natürliche Eigenbewegung der einzelnen Organe gesteigert. Die dadurch verbesserten Selbstheilungskräfte können deshalb zu einer besseren Funktion der Organe (und dadurch zu einer Abnahme der Symptome) führen.
Craniosakrale Osteopathie:
Cranium heißt übersetzt: „Schädel“ und Sakrum heißt „Kreuzbein“. Mit craniosakralen Techniken werden die Bewegungen der Schädelknochen, des Kreuzbeins und der Bindegewebshäute behandelt. Der Schädel ist mit dem Kreuzbein durch die Hirnhäute und den Rückenmarkskanal verbunden, in denen die Hirnflüssigkeit zirkuliert. Die Hirnflüssigkeit leitet alle Nährstoffe zwischen Gehirn, Rückenmark und Nerven. Störungen in diesem System, führen häufig zu Fehlfunktion im Hormonhaushalt, Immunsystem, Atmung sowie Nervensystem. Folge können sein: Kopfschmerzen, Migräne, Rückenschmerzen u.v.m.
Bei der cranialen Behandlung übt der Osteopath sanfte Zug- und Druckbewegungen aus. Wir halten dabei häufig (von Ihnen oft unbemerkt, da es Mikro-Bewegungen sind) verschiedene Punkte am Kopf. Hierdurch kommen Muskeln, Organe und Nerven wieder in ein Gleichgewicht.